Zero Waste Blog: Happy No-Buy Year

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Happy No-Buy Year

Ein interessanter Trend macht die Runde auf Youtube: Ausgerechnet auf den konsumfreudigen Beauty- und Fashionkanälen redet man nun über das Glück, das Kaufzurückhaltung bringt.

Der Jahresbeginn ist traditionell die Lieblingsjahreszeit von Fitnessstudio-Besitzer*innen, Rauchentwöhnungspflasterfirmen und allen anderen, die Geschäfte mit guten Vorsätzen machen. Sei es ihnen gegönnt, zumal diese Phase erfahrungsgemäß nur wenige Wochen dauert. Auf eine wesentlich längere Zeit ist dagegen das Vorhaben angelegt, im Januar eine zwölfmonatige Kauf-nix-Sequenz zu beginnen. Längere Zeit nichts oder zumindest nichts Unnötiges zu kaufen, ist nicht ganz neu – und ironischerweise kann man Anleitungen dazu in gedruckter Form auch – genau: kaufen.[1]

Aber wer hätte gedacht, dass das Phänomen „No-Buy Year“ ausgerechnet in der Beauty- und Fashionszene von Youtube zu beobachten ist? Also in einem Umfeld, in dem sich alles darum dreht, immer neue Dinge haben zu müssen. Der Trend kommt, wie so häufig, aus Amerika. Wer ihn genau losgetreten hat, ist nicht eindeutig festzustellen. Viele derjenigen, die ihre Erfahrungen über Kaufabstinenz auf ihren Youtube-Kanälen verbreiten, berufen sich auf Hannah Louise Poston.[2]

Die Wahlkalifornierin, die ihr Geld hauptsächlich mit Tango-Kursen und handgefertigten Tango-Klamotten verdient, bezeichnet sich als „Beauty Junkie“. Am 14. Januar 2018 veröffentlichte sie das Video, in dem sie den Beginn ihres No-Buy Years verkündete. Die Regeln: Bis Ende 2018 werden keine neuen Kosmetika, Kleider, Accessoire (Schmuck etc.) und Haushaltsgeräte gekauft. Gebrauchsgüter dürfen nur nachgekauft werden, wenn kein einziges Produkt im Haushalt denselben Zweck erfüllt. Wenn beispielsweise das bevorzugte Haarshampoo zu Ende geht, müssen sämtliche vorhandenen Shampoos (einschließlich Probier- und Hotelpackungen) aufgebraucht werden. Das klingt für Menschen mit Zero-Waste-Erfahrungen nicht gerade spektakulär. Aber Hannah Louise Poston betreibt einen Youtube-Channel zum Thema Makeup. Und siehe da: Plötzlich geht es auch bei anderen Beauty-Youtuber*innen nicht nur um unboxing (Auspackung von neugekauften Produkten) und hauls (wörtlich übersetzt: Fischzüge, gemeint sind Shopping-Exzesse), sondern auch um Suffizienz[3] (aber natürlich nennt es niemand so).

Wieso beginnt ein Beauty Junkie ein No- oder Low-Buy-Year? Poston erzählt, wie sie Ende 2016 nach dem Wahlsieg Donald Trumps von einer Depression erfasst wurde. Gegen die Leere, die all die unerfreulichen politischen Nachrichten in ihr auslösten, half nur intensives Shopping. Von dieser Form der Trump-Schädigung erzählen übrigens auch Leute außerhalb der Beauty-Youtube-Welt.[4] Es dauerte Monate, bis Poston realisierte, dass die Glücksgefühle kurzlebig waren, während die Kreditkartenabrechnungen ein dauerhaftes Problem darstellten. Ihr No-Buy Year diente also dazu, wieder Herrin des eigenen Budgets zu werden – und über nötige und unnötige Dinge nachzudenken.

Wer auf Instagram nach #nobuyyear sucht, findet vor allem Bilder zum Nichtkaufen von Schminke und Klamotten. Dabei lässt sich das Prinzip auf alle möglichen Sektoren übertragen. Elektrogeräte, Autos, verpackte Waren … Wo würde euch ein Kaufnixjahr wehtun? Wo wäre es besonders sinnvoll? Ab sofort ist die Debatte eröffnet auf unserer Facebook-Präsenz „Berlins Weg zu Zero Waste“.[5]