Zero Waste Blog: Kleidertausch heißt Müllvermeidung

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Wie schaffen es eigentlich so viele Instagrammer*innen, sich Tag für Tag in einem komplett neuen Look zu zeigen? Bei den wirtschaftlich erfolgreicheren Influencer*innen mit vielen Zehntausend Abonnent*innen ist die Sache klar. Sie bekommen die Klamotten von den Modefirmen. Und je nach Popularität auch Geld für das Vorführen. Nun belegt eine Studie im Auftrag des Kreditkartenunternehmens Barclaycard, wie sich manche Möchtegern-Influenzas die zum Posieren benötigte Kleidung beschaffen: In einer Umfrage unter britischen Kreditkartenbesitzer*innen gaben fast zehn Prozent an, schon einmal Kleidungsstücke geordert zu haben, nur um diese wieder zurückzuschicken, nachdem ein Selfie gepostet wurde.[1]

Dabei gibt es auch andere, wesentlich umweltfreundlichere Methoden, Abwechslung in Kleiderschrank und den eigenen Instagram-Feed zu bringen. Das zeigen zum Beispiel die beiden gebürtigen St. Petersburgerinnen Anna Vladi und Karina Papp, die sich auf ihrem Insta-Account found_on_the_street ausschließlich in Klamotten zeigen, die sie in Berlin auf der Straße gefunden haben. Wobei „auf der Straße“ bedeutet: in Kartons oder Tüten, die jemand mit der Aufschrift „zu verschenken“ in Treppenhäusern oder auf dem Bürgersteig deponiert hat. Und da sie es lieben, die üblichen Influenza-Posen nachzustellen, verraten nur die Captions, dass es sich um Second-Hand-Kleidungsstücke handelt.

Es ist also kein Ding der Unmöglichkeit, gebrauchte oder upgecycelte Klamotten mit einem coolen und durchaus massentauglichen Image zu versehen. Dass dies dringend nötig ist, war Konsens im Zero-Waste-Vernetzungstreffen vergangenen Montag im Baumhaus[2]. An Ideen mangelte es nicht. Die Berliner Fashion Week[3] könnte Austragungsort einer Upcycling-Modeschau werden und Promis sollen dafür gewonnen werden, mit ihrem Gesicht (und mit dem restlichen Körper) Werbung für Second-Hand-Kleider zu machen. Wie sehr sich das lohnt, zeigt eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung[4]. Demnach haben immerhin schon sechs Prozent der unter 29-Jährigen schon einmal ein Kleidungsstück nur aufgrund eines Posts gekauft.

Aus ökologischen Gründen müssen Kleider einen längeren Lebenszyklus erhalten.[5] Aber wie lässt sich das mit dem Bedürfnis nach Abwechslung vereinbaren? Die Antwort ist klar: tauschen. Am besten live und von Angesicht zu Angesicht bei Kleidertauschpartys (Clothes Swaps). Dass aber auch kommerzielle, internetbasierte Tausch- und Second-Hand-Plattformen ihre Berechtigung haben, macht die Studie „Ökologie des Teilens“ deutlich. Demnach hat die Nutzung von Kleidertauschplattformen (untersucht wurde der Marktführer Kleiderkreisel[6]) einen positiven Effekt auf die Klimabilanz – vor allem wenn sich dadurch auch die Konsumkultur wandelt.[7]