Zero Waste Blog: „Berlins Weg zu Zero Waste“ im Klimacamp von ER

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Extinction Rebellion (ER) sind eine internationale, gesellschaftspolitische Bewegung, welche als Teil ihrer drei Hauptforderungen die Regierung auffordert den Klimanotstand auszurufen [1]. Als Basis für ihre Aktionswoche organisierte ER ein Klimacamp vor dem Kanzleramt in Berlin [2]. Als Rahmenprogramm wurden während der ganzen Woche intensiv Workshops und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Umweltaspekten abgehalten. Für einen der Workshops wurde auch das Projekt „Berlins Weg zu Zero Waste“ eingeladen, einen Vortrag zu halten.

Auf der Suche nach dem richtigen Zelt und einer*m der zuständigen Veranstalter*innen konnte man schon einen ersten Eindruck der Stimmung im Camp erhalten. Das Camp war aufgeräumt, gut strukturiert mit Küche, Essensständen, Workshop-zelten, Musik und sogar einer Stelle für alle, die „legal help“ benötigten. Vor allem aber war, trotz des Regens und des kühlen Wetters, der Platz gefüllt mit Zelten und gleichzeitig erfüllt von einer ruhigen und positiven Atmosphäre.

Der Vortrag sollte in einem der vielen aufgestellten Workshop-Zelte stattfinden. Das Angebot der Workshops ging von Kompostieren über den sparsamen Umgang mit Wasser (ein Liter Wasser für eine Woche waschen) bis hin zu verschiedenen Live Rollenspielen. Ein weiterer Schwerpunkt des Fortbildungsangebots des Camps lag in ganztägigen Workshops für Tiefenökologie sowie gemeinsamen Yoga- und Awareness-Kursen. Diese Angebote fanden teilweise sogar zeitgleich statt, was für die Teilnehmer*innen eine große Auswahl bot, jedoch auch eine teilweise geringe Teilnehmer*innen Anzahl zur Folge für die jeweiligen Workshops hatte. Die meisten waren gar nicht im Camp, sondern nahmen an den Besetzungsaktionen am Potsdamer Platz und dem Berliner Stern teil, die ja auch zentraler Anlass des Camps waren.

Zu unserer Freude fanden trotzdem einige Teilnehmer*innen ihren Weg zu unserem Vortrag und stellten angeregte, aber auch kritische Fragen. Das Interesse lag insbesondere darauf, was direkt bei der Politik umgesetzt werden sollte um dem Ziel der Zero Waste-Hauptstadt näher zu kommen.

In diesem Zusammenhang wurde auch hinterfragt ob die vorgestellten Ansätze wie Abfallberatung oder weitere Angebote wie beispielsweise Näh- und Repair-Cafés nicht ohnehin nur diejenigen erreichen würden, die sich sowieso schon für das Thema interessierten. Ein berechtigter Einwand, jedoch setzt das Projekt genau dort mit seiner politischen- und auch der Vernetzungsarbeit an, denn auch wenn Aktionen wie die der ER viel Aufmerksamkeit erhalten, ist der BUND in erster Linie ein politischer Umweltverband. Zudem arbeiten wir intensiv daran, dass in Berlin die Abfallberatung weiter ausgebaut wird. Studien des Umweltbundesamts zeigen, dass auch in der breiten Bevölkerung das Umweltbewusstsein steigt [3]. Somit liegt die stetig steigende Müllmenge nicht am mangelnden Willen der Verbraucher*innen, sondern die immer komplexer werdende Produktvielfalt erschwert den „richtigen“ Umgang bei der Entsorgung. Trotzdem bedarf es weiterer Reglementierungen und Abgaben für Einwegartikel sollten weiter diskutiert und eingeführt werden.

Generell waren die Zuhörer*innen sehr informiert über die aktuelle Problematik und schätzten nicht nur richtig ein wieviel Müll derzeit im Restmüll landet, sondern wussten auch über den ansteigenden Papierverbrauch Bescheid. Zusätzlich kritisierten sie den Schwerpunkt der Diskussion über Plastik in der Öffentlichkeit: während der Plastikstrohhalm kritisiert wird, werden weiterhin verpackte Tomaten eingekauft. Das führte auch zu einem großen Interesse am Plastikatlas, welcher den Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt wurde.

Insgesamt war es ein sehr interessanter Nachmittag nicht zuletzt, durch den freundlichen und offenen Eindruck aller Teilnehmenden und Besucher*innen des Camps sowie des Workshops. Der schlichte Aufbau des Camps - ohne unnötigen Luxus- schien sogar dazu beizutragen, dass sich auf das wesentliche und insbesondere auf das Miteinander konzentriert werden konnte. Was wieder einmal darüber nachdenken lässt wieviel es wirklich braucht für ein glückliches Leben im Einklang mit anderen Mitmenschen und der Umwelt.

Text und Bild: Fenja Sommer

 

 

 [1]  https://extinctionrebellion.de/wer-wir-sind/unsere-forderungen/

[2] https://extinctionrebellion.de/klimacamp/programm/

[3] https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/umweltbewusstsein-umweltverhalten#textpart-1